Tagebuch einer Sehnsucht: Wie ich meine Tochter an die Drogen verlor Ina Milert
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รber den Autor und weitere Mitwirkende Ina Milert wurde 1961 in Brandenburg geboren. Sie studierte Asienwissenschaften und Publizistik in Berlin und arbeitet als Redakteurin beim Burda-Verlag in Hamburg. Lea ist ihr einziges Kind.
Im Jahr 2007 verlor die Autorin Ina Milert ihre Tochter Lea - sie beging 18jรคhrig Selbstmord, weil sie keinen Ausweg mehr aus ihrer Drogensucht sah. 10 Jahre spรคter verarbeitet Ina den Tod Ihrer Tochter in einem Tagebuch, indem sie Leas Leben und ihr Absacken in der Sucht beschreibt und uns teilhaben lรคsst an ihrem Abschied und der Suche nach Antworten, aber auch an ihrem Schmerz, mit dem sie mittlerweile leben kann / muss, aber der nie vergehen wird.Lea wรคchst auf als ganz normales, frรถhliches Mรคdchen, und Ina versucht nachzuvollziehen, ab wann der schleichende Untergang begann. Wie kam es dazu, dass ihre Tochter sich verรคnderte und sich den Drogen zugewand hat? Was hat sie zu den falschen Freunden gebracht? Wo fings an? Was lief schief in der Schule? Ina erzรคhlt aus ihren Erinnerungen heraus, und immer wieder werden Tagebucheintrรคge von Lea gezeigt - gezeigt im wahrsten Sinne des Wortes, im Buch sind viele Fotos von Leas Tagebuch und Fotos ihrer Briefe zu sehen, was ich ganz spannend fand, denn am Ende verรคndert sich nicht nur Leas Persรถnlichkeit, sondern mit ihr auch ihr Schriftbild.Diese Erzรคhlweise packt den Leser - ich hab das Buch wie im Sog in einem Rutsch gelesen.Ohne jetzt zu detailliert auf den Inhalt einzugehen, dieses Buch ist eine absolute Leseempfehlung fรผr alle, die mehr รผber Suchtkrankheiten erfahren wollen und darรผber, wie die Sucht Familien zerreissen kann. Mich hat das Thema sehr interessiert, da ich familiรคr einige Suchtkrankheiten miterlebt habe (andere Sรผchte, keine Suizide, Grundproblematik aber durchaus vergleichbar), und ich fand Inas Schilderungen sehr sehr realistisch und teilweise herzzerreissend. Sie wollte ihr Mรคdchen retten, und doch funktionierte es nicht, Lea war ausserhalb ihrer Reichweite.Was ich ausserdem schockierend fand, war die zerstรถrerische Liebe Leas zu Tarek, ihrem langjรคhrigem Freund, mit dem sie gemeinsam konsumierte, und der sie regelmรคssig halbtot prรผgelte. Dass dermassen kaputte Beziehungen in dem frรผhen Teenageralter existieren, hat mich erstaunt und schockiert, das ist hรคusliche Gewalt wie aus dem Bilderbuch - bei 16 / 17 Jรคhrigen! Wie schafft man es, seine Kinder vor so etwas zu bewahren?Ja. Eindringliche Schilderungen auf jeder Seite. Plus einem - leider etwas kurz geratenem - Nachwort eines Experten aus der Suchtforschung, und ein sehr interessanter Anhang mit Literaturempfehlungen und Lesetipps der Autorin zu den Themen Trauer / Drogen / Depression - denn ja, Ina leidet an Depressionen, und auch Lea war davon nicht gefeit.Ich hab das Buch schon weiterempfohlen, und tue das hiermit nochmal!
Ich habe heute Nachmittag das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Das habe ich noch nie getan. Ich hatte ein wenig Angst, das Buch zu beginnen, weil ich nicht sicher war, die zu erwartende Betroffenheit aushalten zu kรถnnen. Ich habe aber einfach immer weiter gelesen und bin sehr beeindruckt.Zum einen von der schonungslosen Offenheit, was sowohl Tochter als auch Mutter betrifft, die ich natรผrlich als untrennbare Einheit empfinde. Zum anderen imponiert mir, dass die Autorin schonungslos alle Intimitรคten der Familie offenlegt, ohne dabei pietรคtlos oder gar exhibitionistisch zu wirken. Ich wurde direkt ein passiv zusehendes Familienmitglied dieser Geschichte und fรผhlte mich - soweit ein Buch es einem Auรenstehenden zugesteht - hineingezogen, fรผhlte die Hilflosigkeit, die Mutter und Tochter durch dieses Monster Drogen widerfahren ist. Ich hatte beim Lesen permanent das Gefรผhl, eingreifen zu mรผssen. Obwohl vor dem Lesen klar ist, wie es ausgeht, forderte mein Herz das eigentlich immer wรคhrende Versprechen eines Buches ein, dass es ein Happy End geben muss.Ich bin sehr bewegt von dieser Geschichte. Es findet sich trotz alles hilfloser Tragik etwas Versรถhnliches im Schluss, der das Ende einer Existenz an deren Anfang setzt.Ich werde einige Zeit brauchen, das dort Erlebte zu verstehen, gar nicht mal empathisch nachvollziehen zu kรถnnen, das wird mir ohnehin nicht gelingen und wรคre eine Anmaรung.Ein gutes Buch, das einen mitfรผhlen und nachdenken lรคsst, hilflos zurรผcklรคsst und warnt, vor allem aber berรผhrt. Es sollte Pflichtlektรผre werden als Warnung, die Augen vor Warnzeichen nicht zu verschlieรen. Es kann jeden treffen. Jeden.
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