Der Ruf der Horde: Eine intellektuelle Autobiografie Mario Vargas Llosa,Thomas Brovot
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Pressestimmen »Perfektes Gegenmittel gegen einen derzeitigen Trend, der so viele Menschen in die Arme von Scharlatanen, ruchlosen Mรคchtigen, charismatischen Demagogen zu treiben droht.« El Imparcial»Spannend wie ein Roman.« El Paรญs 22.11.2018»Ein ungemein anregender autobiografischer Essay, voller Gedanken, Ideen und gelebter Erfahrung.« El Cultural 22.11.2018»Mario Vargas Llosa, allen Idealisierungen abhold, erweist sich so zuletzt selbst als eine Art Ideal wider Willen: als ein entspannter, unverkrampfter klassisch Liberaler, der stets klug, aber keine Sekunde besserwisserisch, gerne leidenschaftlich, aber nie fanatisch ist. Dafรผr kann man ihm nur dankbar sein.« Renรฉ Scheu, Neue Zรผrcher Zeitung 13.05.2019»... sehr flรผssig ... und in [der] klugen Pointierung stark an Essays von Aldous Huxley, Albert Camus oder Arthur Koestler erinnernd.« Ulf Heise, Freie Presse 17.05.2019 รber den Autor und weitere Mitwirkende Mario Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, studierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits wรคhrend seines Studiums schrieb er fรผr verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und verรถffentlichte erste Erzรคhlungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien. Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit รผber die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zรคhlen Das grรผne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkรผnstler und Das bรถse Mรคdchen. Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europรคischer Universitรคten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford. 1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrรกtico (FREDEMO) bei den peruanischen Prรคsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurรผck. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis fรผr Literatur. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima. Thomas Brovot, geboren 1958 in Kรถln, studierte Romanistik und Politikwissenschaft. Er lebt als รbersetzer (u.a. Reinaldo Arenas, Juan Goytisolo, Federico Garcรญa Lorca) in Berlin.
Der „Ruf der Horde“ (nach Karl Popper die Verlockung des Kollektivismus) hallt zurzeit um den ganzen Erdball. Populistische Bewegungen von links und von rechts greifen die Fundamente der offenen Gesellschaft an und geben wie bereits so oft zuvor das Versprechen einer Utopie auf Erden, das jedoch wie wir aus der Erfahrung der Geschichte wissen, nur in die Hรถlle fรผhren kann.Mario Vargas Llosa legt mit seinem neusten Buch „Der Ruf der Horde: Eine intellektuelle Autobiographie“ das wahrscheinlich gegenwรคrtig beste literarische Werk vor, um sich intellektuell gegen die Verfรผhrungen und Illusionen der Demagogen und Populisten und den wachsenden Kollektivismus zu rรผsten. In klarer Prosa - wie man sie nicht anders von dem Literaturnobelpreistrรคger erwartet - skizziert er seinen eigenen intellektuellen Wandel von einem marxistischen Jugendlichen zu dem รผberzeugten liberalen Schriftsteller und ehemaligen Politiker, der er heute im Alter von 83 Jahren ist. Er beschreibt nach einer kurzen Einfรผhrung in sein eigenes Leben nacheinander die Lebens- und Ideengeschichten der sieben wichtigsten Denker, die ihn zum Liberalismus bekehrten und fรผr ihn den Kern des liberalen Kanons ausmachen: Adam Smith, Josรฉ Ortega y Gasset, Friedrich August von Hayek, Karl Popper, Raymond Aron, Isaiah Berlin und Jean-Francois Revel.Llosa erklรคrt anhand dieser Denker die wichtigsten Ideen der liberalen Einstellung, allerdings liest sich das nicht wie ein gewรถhnliches Sachbuch, sondern fast wie ein essayistischer Abenteuerroman. Im Gegensatz zu รคhnlichen Werken, handelt Llosa nicht einfach ein Thema nach dem anderen ab, sondern er kommentiert geschickt, setzt die Dinge in einen Kontext und bricht hier und da aus, um eine kohรคrente Geschichte nicht nur des Liberalismus, sondern auch des ideengeschichtlichen Wandels und seiner eigenen intellektuellen Prรคgung zu erzรคhlen. Gewรผrzt ist das Ganze mit Anekdoten, da Llosa nicht nur rezitiert und reproduziert, sondern auch selber als Intellektueller und ehemaliger peruanischer Prรคsidentschaftskandidat ein Akteur und Teil der Geschichte ist. Er konnte im Gegensatz zu den meisten Lesern aufgrund seiner Lebensgeschichte und seiner intellektuellen Tรคtigkeit, nicht nur die Zeit der Revolution auf Kuba miterleben, sondern traf und kannte auch Hayek, Popper, Thatcher, Reagan und andere Charaktere in diesem Buch persรถnlich, was alles in eine sehr persรถnliche Note taucht, als wรผrde man sich gerade mit Llosa selbst unterhalten. So erfรคhrt man nicht nur, wie Adam Smith zu seinen Erkenntnissen kam, wie diese sich mit einigen Annahmen von Marx decken und was kritischer Rationalismus ist, sondern liest auch gespannt mit, wie Wittgenstein mit einem Schรผrhaken Karl Popper bedrohte und wie Llosa sich selber etwas enttรคuscht รผber den faden Literaturgeschmack von Reagan und Popper รคuรert.Selbst als jemand, der bereits sich mit viel Primรคrliteratur beschรคftigt hat, wird man durch die vielen Kontextualisierungen und Hinweise auf den intellektuellen Diskurs im Laufe der Zeit, auf Texte und Ideen aufmerksam, die man davor nicht kannte. Insgesamt entsteht so ein differenziertes Gesamtbild des Liberalismus, der im Gegensatz zu anderen -ismen, nach Llosas Auffassung keine Ideologie ist, sondern eine demรผtige und kritische Denkhaltung, die alle Dogmen hinterfragt und das Primitive und Selbstherrliche des Menschen ablehnt. Das einzige was vielleicht fehlt, um dieses Buch abzurunden, wรคre am Schluss noch ein Plรคdoyer gewesen oder ein Resรผmee, da es doch etwas abrupt nach dem Kapitel รผber Revel endet - aber vielleicht ist auch gerade das ein Ausdruck der noblen liberalen Handlung, die Llosas Denken ausmacht, den Leser durch dieses offene Ende dazu aufzufordern selber nachzudenken und das Geschriebene kritisch zu hinterfragen.Ich las dieses Buch quasi in einem Rutsch durch und wurde davon absorbiert, wie schon lange nicht mehr von einem Text. Es ist mein bisheriges Highlight der Neuerscheinungen des Jahres 2019. Ich empfehle es uneingeschrรคnkt weiter. Egal, ob man sich fรผr Politik interessiert, links, rechts, konservativ oder liberal ist, jeder kann etwas hieraus lernen รผber die intellektuelle Geschichte vor allem des 20. Jahrhunderts und รผber eine Denkweise, die sich versucht von allen Dogmen zu befreien. Abgesehen davon, ist es nicht nur eine lehrreiche, sondern auch eine spannende Lektรผre.
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